Der Kreuzbandriss
Risse am vorderen Kreuzbein werden bei Hunde oft festgestellt. Das Knie ist ein Scharniergelenk mit 30 Grad Rotationsmöglichkeit. Die beteiligten Knochen sind die Tibia (Schienbein) und der Femur (Oberschenkelknochen) und die Patelle (Kniescheibe). Das Kniegelenk wird durch zwei gerade Seitenbänder und von beiden Kreuzbänder geführt. Die Kreuzbänder verhindern eine starke Verdrehung des Knies und ein Vorwärtsgleiten des Unterschenkels. Zur Stossdämpfung sind zwischen den Knochen die beiden Menisken zu finden. Dazu gehört auch der Muskelapparat, der nicht nur für die Laufarbeit zuständig ist, sondern auch das Kniegelenk in seiner stabilen Position hält.
Wie erkenne ich einen Kreuzbandriss bei meinem Hund?
Meistens zeigen die Hunde eine Anlauflahmheit. Das Hinterbein wird in einer Beugehaltung getragen und der Boden zum Teil nur mit der Fußspitze berührt. Die Muskulatur des Hinterbeins geht zurück. Beim Sitzen wird das Knie unter den Bauch gelegt oder seitlich weggespreizt.
Verschiedene Behandlungsmethoden beim Kreuzbandriss:
- TPLO (Tibial Plateau Leveling Osteotomy)
Bei diesem Eingriff werden der Winkel und das Verhältnis zwischen Oberschenkel und Schienbein verändert.
Ziel des Eingriffes ist: die Vorlage des Schienbeins während eines Schrittes zu verringern. Dazu wird ein halbkreisförmiger Schnitt durch das obere Ende des Schienbeins gemacht, das obere Ende des Schienbeins gedreht und eine Knochenplatte eingesetzt, damit das Schienbein heilen kann.
Diese Neuausrichtung der Oberflächen im Kniegelenk sorgt für Stabilität beim Vorwärtsschritt und trägt dazu bei, zukünftige Gelenkentzündungen und Osteoarthrose zu reduzieren.
Durch eine sorgfältige Anpassung des Winkels oder der Neigung der Oberseite des Schienbeins können die Chirurgen eine normale Konfiguration des Kniegelenks nachbilden und die mechanische Belastung verringern.
Andere Biomechanik!!!! Bewegungsablauf ist ein Neuer!! Muskulatur etc muss sich anpassen.
Vorteile TPLO:
- Dauerhafte und zuverlässige Stabilisierung des Kniegelenks auch bei starker Belastung auch bei Tieren mit hohem Körpergewicht
- für bestimmte Rassen und damit verbundene Gelenkprobleme einzig mögliche Lösung (vor allem bei Hunden, die generell aufgrund ihrer Anatomie zu Kreuzbandrissen neigen (bspw. Old Englisch Bulldog))
- die führende Kreuzband OP Methode in Deutschland
Nachteile TPLO:
schwerwiegender Eingriff mit Zersägen des Knochens
Umlenkung von Kräften in nicht natürlicher Art und Weise
langer Heilungsprozess
relativ hoher Preis mit allen Nachsorgekosten wie Physiotherapie
- TTA (Tibial Tuberosity Advancement)
Eine der TPLO ähnliche Methode ist die TTA (Tuberositas Tibia Advancement). Hier wird der Kreuzbandriss ebenfalls mittels eines Knochenschnittes die Biomechanik des Kniegelenks verändert. Durch eine Nachvorneverlagerung des Kniescheibenbandes wird wie bei der TPLO ein nahezu rechter Winkel zwischen Kniescheibenband und Schienbeingelenksfläche erreicht.
Vorteile TTA:
Die Belastung des operierten Beines unmittelbar postoperativ erfolgt etwas schneller als nach einer TPLO
Nachteile TTA:
Die Belastung des operierten Beines 1 Jahr nach einer TTA ist etwas schlechter als ein Jahr nach einer TPLO
Stärkeres Fortschreiten der Kniegelenksarthrose
Signifikant höhere Zahl von Meniskusschäden postoperativ als nach einer TPLO
geringere Stabilität postoperativ als nach einer TPLO (Aktuelle Untersuchungen von Prof. Böttcher, Universität Leipzig)
Physio-Ziele:
- Korrektes Sitz/Steh/ Platz Position
- „Sloppy Sits“ verursachen Zug auf das vordere Kreuzband, dies möchten wir vermeiden.
- Auf Hüftbewegung in Kombination Knie achten: Seitwärtsbewegung, Außenrotation
- Alle Gelenke in einer Linie: Hüfte, Knie, Sprunggelenk, Pfote
Die einseitige veränderte Biomechanik erklärt, warum meistens eine 2. TPLO nötig wird.
Nach der Operation:
- In den ersten 2 Wochen postoperativ sollten die Spaziergänge (an der Leine) nicht länger als 5 bis 10 Minuten betragen.
- Slalom-Übungen mit einbauen, Abstand der Kegel eine Hundelänge.
- Keine Treppen steigen
- 12wöchige Leinenpflicht.
- Auf Gewicht beim Hund achten.
- Ca. 2 Wochen nach OP Pfoten Anheben: an den Hinterläufen wird der Lauf oberhalb der Pfote gegriffen und dabei leicht gebeugt. Es wird empfohlen, mit zwei Wiederholungen pro Lauf zweimal tägl. Zu beginnen und die Dauer des Haltens allmählich auf bis zu 15 Sekunden erhöhen.
Behandlungsmöglichkeiten in der Physiopraxis:
- Thermotherapie: wenige Stunden nach der OP möglich mit Kühlung des Kniegelenks.
- Bewegungstherapie: eine erfahrene Physiotherapeutin kann zwei Tag postoperativ mit minimaler Bewegungstherapie am Kniegelenk beginnen. Mit dem Heilungsfortschritt bewegt man immer mehr in das physiologische Bewegungsausmaß hinein.
- Massage: Bereits am ab dem 1. Tag postoperativ kann der restliche Körper des Hundes massiert werden. Besonders die überlasteten Hintergliedmaßen des Hundes.
- Ausstreichungen: 6. bis 7. Tag postoperativ: Der Hund belastet oft die operierte Hintergliedmaße nicht und hält sie mit Hüft-und Knieflexion in der Schwebe. Dadurch wird hauptsächlich der M.sartorius und der M. quadriceps überlastet. Vorsichtige detonisierende Ausstreichungen an der betroffenen Muskulatur macht hier Sinn.
- Softlasertherapie: dringt ca. 2 bis 3 cm in die Tiefe des Gewebes ein und der Zellstoffwechsel wird dadurch angeregt. Die Laserdusche wird lokal angewendet und es tritt eine sofortige therapeutische Wirkung ein.
- Magnetfeldtherapie: kann 1 Tag postoperativ eingesetzt werden- auch bei Implantate. Es wird ein elektrischer Strom erzeugt und dadurch wird die Fließeigenschaft des Blutes verbessert. Magnetfeldtherapie entspannt die Muskeln und Ödeme bilden sich besser zurück.
!Die TENS Therapie darf bei Implantate nicht an der operierten Stelle angewendet werden. Das Implantat kann dadurch erhitzt werden. !
- Koordinations- oder Propriozeptionsübungen
Sobald der Hund beginnt, dass Bein wieder zu belasten, kann mit diesen Übungen begonnen werden.
Diese Übungen werden mehrmals am Tag ausgeführt (durch Anleitung des Physiotherapeuten – kann der Hundebesitzer diese Übungen selbst durchführen) und erfolgen 3 bis 6 mal täglich. Die Übungseinheit sollte nicht länger als 2 bis 5 Minuten betragen.
WICHTIG: nach der Operation, den Hund so wenig wie möglich „frei laufen lassen“ der Hund kann sich schnell an ein falsches Laufmuster gewöhnen.
Eine Übung: den Hund hinzustellen, die Hände des Therapeuten liegen rechts und links auf den Hüften. Nun wird der Hund leicht nach rechts und links geschoben. Dies bewirkt, dass der Hund sein Gleichgewicht halten muss. Bei diesen Übungen sind die Hände im geringen Abstand zur Hüfte.
- Cavaletti Übungen: damit kann die Kniebeugung und Streckung wieder trainiert werden. Damit beginnt man erst wenn der Hund schmerzfrei ist und sein Hinterbein wieder physiologisch einsetzen kann.
- LEINENPFLICHT für mindestens 6 Wochen, danach kann der Hund an der Schleppleine geführt werden. Kein Springen, kein Toben, kein Spielen mit anderen Hunden!
- Muskelaufbau: in den ersten Wochen nach OP wird das Kniegelenk geschont! Keine Steh/Sitz/Platz/Steh-Übungen! Keine Übungen die zu einer starken Kniestreckung oder zu einer Innenrotation führen.
Schwimmtherapiebeginn mit dem Operateur absprechen!, UWL frühesten 2 Wochen postoperativ und nach Absprache mit dem Operateur.
- Reiskeimöl ist ein natürliches Analbotikum und kann während dem Muskelaufbau gegeben werden. Kleine Hunde 0,5 ml, größere Hunde 1,5 ml bis 2,0 ml (Dogge)
(Quellen: Hohmann, Kleintierzentrum Arndt)
Der Hundesenior
Hundesenioren – Du möchtest Deinem Hund ein würdevolles Altern ermöglichen?
Wann ist ein Hund ein Senior?
Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab: Rasse, Grösse, Genetik und Lebensstil. Kleinere Hunde altern in der Regel langsamer als große Hunde.
Die Frage, wann ein Hund ein Senior ist, lässt sich nicht pauschal beantworten, denn das Altern läuft individuell ab und hängt wie oben beschrieben von verschiedenen Faktoren ab.
Generell gilt jedoch:
Kleine Hunde altern langsamer und gelten ab ca. 10 bis 12 Jahren als Senior.
Mittlere Hunde erreichen ihr Seniorenalter meist zwischen 8 bis 10 Jahren.
Große und Riesenrassen altern schneller und gelten oft schon mit 6 bis 8 Jahren als Senioren.
Die ersten Anzeichen des Alterns:
Ergrauen im Gesicht, verstärktes Krallenwachstum, Liegeschwielen, trübe Augen, eingefallener Körper, struppiges Fell, Warzen, geringerer Bewegungsdrang, Muskelabbau und steifer Gang, verlängerte Erholungszeiten nach Bewegung, eventuelle Verhaltensänderungen
Häufig altersbedingte Erkrankungen:
- Arthrose und Gelenkprobleme
- Spondylose
- Herzprobleme
- Seh- und Hörverlust
Warum ist die Bewegung gerade im Alter so wichtig?
Vorteile regelmäßiger Bewegung für Senioren sind Erhalt der Muskulatur, Gelenkschonung, Förderung der Durchblutung, Verhinderung von Übergewicht, Mentale Fitness.
Allerdings birgt Bewegung auch Risiken. Eine zu hohe Belastung kann Gelenke überfordern und zu Schmerzen führen. Deshalb gilt: sanfte, gleichmäßige Bewegung bevorzugen, Tagesform berücksichtigen, Wetter und Umgebung beachten.
Schmerzmanagement:
Eine frühzeitiges Schmerzmanagement kann die Lebensqualität Deines Hundes erheblich verbessern.
- Multimodales Schmerzmanagement
- Medikamentöse Behandlung
- Physiotherapie und Bewegungstherapie
- Thermotherapie und alternative Methoden (wie z.Bsp. Akupunktur)
Alltagstipps zur Schmerzreduktion:
Neben den therapeutischen Maßnahmen kannst Du Deinem Hund im alltäglichen Leben gut unterstützen durch:
- Einsatz von Rampen
- Rutschfeste Unterlagen
- Orthopädische Hundebetten
- Kurze und häufige Spaziergänge
- Angepasste Ernährung und Nahrungsergänzungen
- Mentale Auslastung durch Nasenarbeit, Lernspiele, Tricktraining
- Akupressur der Punkte Bai Hui, Shen Shu, Yang Ling Quan, Hegu
Der Physiotherapeut kann unterstützen durch:
- Sanftes Stretching und Mobilisation
- Krafttraining und Stabilität
- Massagen, Laserbehandlung, Ultraschallbehandlungen, Unterwasserlaufband
Gelenkerkrankungen beim Hund
Gelenkerkrankungen wie Arthrose, Ellenbogendysplasie oder Hüftdysplasie sind chronisch fortschreitende Erkrankungen welche Schmerzen und Beschwerden verursachen.
Viele Hunde erkranken im Verlauf ihres Lebens zum Beispiel an Arthrose. Seine Lebensqualität zu verbessern, liegt wohl jedem Hundebesitzer am Herzen.
Was kann man selber tun?
Übergewicht vermeiden! Das zusätzliche Gewicht belastet die Gelenke der Hunde.
Fehlende Bewegung
Fehlende Bewegung kann die Symptome und das Fortschreiten von Gelenkerkrankungen verschlimmern. Ganz nach dem Motto "wer rastet der rostet". Angepasste und regelmäßige Bewegung halten die Gelenke geschmeidig und stärken die Muskulatur. Kurze Spaziergänge, dafür aber häufig sind genial.
Kalte und feuchte Umgebung
Es heißt nicht umsonst: die Kälte kriecht in die Knochen. Feuchtigkeit und Kälte können die Beschwerden verschlimmern und sogar für Steifigkeit sorgen. Ganz wichtig: für einen zugfreien, warmen und trockenen Liegeplatz sorgen. In der kalten Jahreszeit kann ein wärmender Mantel auf den Gassirunden hilfreich sein. Der Hundemantel schützt den Körper, Rücken und Gelenke vor Kälte.
Schlechter Liegeplatz
Hier wäre es sinnvoll in ein Orthopädiebett zu investieren. Ein Orthopädiebett für Hunde wurde speziell entwickelt, um Druck von den Gelenken zu nehmen.
Überanstrengung
Zu viele Aktivitäten können die Gelenke des Hundes überlasten. Schmerzen treten auf. Achte auf die Signale des Hundes.
Unzureichende Pflege der Krallen
Zu lange Krallen wirken sich auf das Gangbild des Hundes aus. Die Krallen üben zusätzlich Druck auf die Gelenke aus. Korrekt geschnittene Krallen entlasten die Gelenke.